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EU erklärt: Die neue geldpolitische Strategie der EZB

20.09.2021

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 8. Juli 2021 eine neue geldpolitische Strategie verabschiedet (Erklärung zur geldpolitischen Strategie). Die Überprüfung der Strategie wurde im Januar 2020 eingeleitet.

Die neue Strategie setzt für die Geldpolitik der EZB ein symmetrisches Inflationsziel: es soll mittelfristig eine Inflation von 2% angestrebt werden, Abweichungen sowohl nach unten als auch nach oben werden negativ bewertet. Das vorherige Inflationsziel gab eine Inflationsrate von „bis zu 2%“ vor, d.h. der Fokus lag auf der Vermeidung einer zu hohen Inflation.

Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex wird weiterhin die Messgröße für das Inflationsziel bleiben. Der EZB-Rat (oberstes Beschlussorgan EZB, umfasst die sechs Mitglieder des Direktoriums und die Präsidenten der nationalen Zentralbanken der 19 Mitgliedstaaten des Euroraums) empfiehlt, dass Kosten für selbstgenutztes Wohneigentum schrittweise mit einbezogen werden sollten, um die für private Haushalte relevante Inflation besser abzubilden.

Im Zuge der neuen geldpolitischen Strategie hat sich der EZB-Rat zu einem „ambitionierten klimabezogenen“ Maßnahmenpaket verpflichtet (Pressemitteilung, Detaillierter Fahrplan). Der EZB-Rat erkennt an, dass Regierungen und Parlamente die Hauptverantwortung in der Klimapolitik tragen, sieht aber die Notwendigkeit, „innerhalb ihres Mandats Klimaschutzaspekte in ihren geldpolitischen Handlungsrahmen einzubeziehen. Der Klimawandel und der Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beeinflussen die Aussichten für die Preisstabilität, da sie sich auf makroökonomische Indikatoren wie Inflation, Produktion, Beschäftigung, Zinssätze, Investitionen und Produktivität, Finanzstabilität sowie die geldpolitische Transmission auswirken. Darüber hinaus haben der Klimawandel und der Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft Auswirkungen auf den Wert und das Risikoprofil der Vermögenswerte in der Bilanz des Eurosystems. Dies führt unter Umständen zu einer unerwünschten Konzentration von klimabezogenen Finanzrisiken.“

Praktisch bedeutet dies u.a., dass die EZB die Entwicklung neuer makroökonomischer Modelle beschleunigen und diese nutzen will, um Implikationen für ihre geldpolitische Arbeit zu beurteilen. Sie wird neue experimentelle Indikatoren entwickeln, um statistische Daten für die Risikoanalyse zum Klimawandel erstellen zu können; sie wird eine Offenlegungsanforderung für die Zulassung als Sicherheit und für Ankäufe von Vermögenswerten festlegen und ihre Risikobewertungskapazitäten ausbauen.