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How to protection pensions in the time of turmoil?

PensionsEurope Jahreskonferenz in Berlin

03.05.2023

Am 20. April 2023 fand die Annual Conference des europäischen Dachverbandes für die betriebliche Altersversorgung PensionsEurope im Allianz Forum in Berlin statt. Über 150 Personen nahmen an der hybriden Tagung Teil, davon ca. 100 in Präsenz.

In seiner Willkommensrede geht Janwillem Bouma (Chair, PensionsEurope) auf den Titel der Konferenz „How to protect pensions in the time of turmoil“ ein. Dank ihres guten Risikomanagements haben Altersversorgungseinrichtungen die ökonomischen Turbulenzen der letzten Jahre gut überstanden. Ziel der Konferenz ist es, gerade auch angesichts der laufenden Überprüfung der EbAV II Richtlinie, gemeinsam mit Experten, Praktikern und EU-Entscheidungsträgern zu diskutieren, wie die regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen so gestaltet werden können, dass Altersversorgungseinrichtungen auch in Zukunft ihrer Aufgabe, angemessene und verlässliche Betriebsrenten zu zahlen, nachkommen können.

Alexander Grande (Head of German Desk Group Regulatory and Public Affairs, Allianz) thematisiert in seiner Willkommensrede die beiden zentralen Krisen der vergangenen vier Jahre (Coronavirus-Pandemie, Krieg in der Ukraine) und deren Auswirkungen auf die betriebliche Altersversorgung. Für die Arbeitgeber und Versorgungseinrichtungen ist es schwieriger geworden, in der Vergangenheit gegebene Betriebsrentenversprechen zu erfüllen. Veranstaltungen wie die PensionsEurope Konferenz sind daher extrem wichtig, um durch Expertenaustausch gemeinsame Lösungen zu finden.

Dr. Rolf Schmachtenberg (Staatssekretär, BMAS) beschreibt in seinem Beitrag die Alterssicherungspolitik der Bundesregierung. Das aktuell bis 2025 geltende Mindestsicherungsniveau der gesetzlichen Rentenversicherung soll langfristig festgeschrieben werden. Um deren Umlagesystem zu stabilisieren, wird die gesetzliche Rente mit dem Generationenkapital um ein kapitalgedecktes Element ergänzt. Die betriebliche Altersversorgung ist die ideale Ergänzung zur gesetzlichen Rente. Um die zweite Säule zu stärken, hat die Bundesregierung den „Fachdialog Stärkung der Betriebsrente“ ins Leben gerufen. Ziel des Fachdialogs ist es, vor allem die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung bei Geringverdienern und Beschäftigten in kleinen Unternehmen zu erhöhen sowie das Sozialpartnermodell weiterzuentwickeln. Mit dem Sozialpartnermodell ist auch in Deutschland die DC-Welt geöffnet worden. Der steuerliche Rahmen des § 100 EStG soll dazu beitragen, dass auch Geringverdiener betriebliche Altersversorgungsansprüche erhalten.

Fausto Parente (Executive Director, EIOPA) unterstreicht die Notwendigkeit angemessener aufsichtsrechtlicher Regelungen, vor allem angesichts gesellschaftlicher Prozesse wie der sich verändernden Arbeitswelt und dem demographischen Wandel. Damit Bürger die richtigen Entscheidungen für ihre Alterssicherung treffen können, ist es erforderlich, dass sie Informationen zu ihrem Alterseinkommen erhalten. Daher ist der Ausbau von Rententrackingsystemen [wie z. B. der Digitalen Rentenübersicht in Deutschland] sehr wichtig. Die Verbreitung bzw. der Abdeckungsgrad von Betriebsrenten ist in vielen EU-Staaten ein großes Thema, einige Länder haben kürzlich Systeme zur automatischen oder verpflichtenden Einbeziehung eingeführt. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Defined Contribution-Systemen wird das Thema Kostentransparenz immer wichtiger, hier will EIOPA künftig deutlich mehr tun. Mit Blick auf die EIOPA-Konsultation zur Überprüfung der EbAV-II-Richtlinie sagt Parente, dass die von der Richtlinie ermöglichte „grenzüberschreitende Tätigkeit“ nicht fliegt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutiert Parente mit Willem Jan Brinkmann (Chief Financial and Risk Officer, PGGM) und Nikolaus Schmidt-Narischkin (Managing Director; Head of Sales & Client Management DACH, WTW) unter anderem über das von EIOPA empfohlene Kostenberichtswesen für EbAV. Brinkmann erläutert, dass die Kosten auch von der gewählten Kapitalanlage einer Einrichtung abhängen. So hat eine Altersversorgungseinrichtung, die nicht in Private Equity investiert, wahrscheinlich zwar niedrigere Kosten, wird aber aller Voraussicht nach auch geringere Erträge erwirtschaften. Eine einseitige Fokussierung auf Kosten sei daher nicht sinnvoll. Aus deutscher Sicht ergänzt Schmidt-Narischkin, dass es hierzulande weniger ein Kosten- sondern vielmehr ein Ertragsproblem gibt. In den nicht unüblichen Fällen, in denen die Kosten einer Altersversorgungseinrichtung arbeitgeberseitig getragen werden, gibt es zudem keinen Grund für eine entsprechende Berichterstattung an die Aufsicht. Aufgrund des unterschiedlichen Setups und unterschiedlicher Kapitalanlagestrategie sind Kostenvergleiche ohnehin nicht sonderlich aussagekräftig, vor allem zwischen Einrichtungen in verschiedenen Staaten. Ferner geht Schmidt-Narischkin auf die MiFID-Anforderungen bei direkter Kapitalanlage von Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung ein.

Die Reform der niederländischen zweiten Säule wird dazu führen, dass künftig 90 Prozent der EbAV Assets innerhalb der EU in der DC-Welt zu verorten sein werden. Dies erfordert aus Sicht von Parente Anpassungen der Regulierung in verschiedenen Bereichen. Den Empfehlungen des EIOPA-Konsultationspapiers zur Überprüfung der EbAV-II-Richtlinie entsprechend sieht Parente die Notwendigkeit, dass bei der Kapitalanlage die Nachhaltigkeitspräferenzen der Begünstigten berücksichtigt werden. Angesprochen auf den Zusammenhang zwischen vorgeschlagener Änderung der Kapitalanlageregulierung in der EbAV-II-Richtlinie und den Anforderungen der Offenlegungsverordnung, sagt Parente, dass es nicht das Ziel von EIOPA ist, aus allen Alterssicherungssystemen Art. 8- oder Art. 9-Produkte im Sinne der Offenlegungsverordnung zu machen.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion geht Dr. Andreas Jobst (Global Head of Macroeconomic and Capital Markets Research, Allianz) auf die Risiken und Implikationen von geopolitischen, makroökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklungen (Demographie, Dekarbonisierung, Deglobalisierung, Staatschulden, Digitalisierung) für Altersversorgungeinrichtungen ein. Fazit des Vortrags: Es ist mit längerfristiger Inflation und steigenden Zinsraten zu rechnen.

Nach der Mittagspause folgt ein Themenblock zur zunehmenden Bedeutung von DC-Systemen in der EU. Martin Thiesen (CEO, Metzler Pension Management GmbH) stellt das deutsche Sozialpartnermodell und den Metzler Sozialpartner Pensionsfonds, Versorgungsträger und durchführende Einrichtung des Uniper-Sozialpartnermodells, vor. Dr. Harmen van Wijnen (Executive chair, ABP) behandelt in seinem Vortrag die Neuausrichtung der zweiten Säule in den Niederlanden. Sie umfasst den future service und – wenn gewollt – auch den past service. Bereits vor der aktuellen Reform wurden die Kapitalanlagerisiken weitestgehend arbeitnehmerseitig getragen. Durch die Reform werden diese Risiken transparenter, außerdem ändert sich, wie diese Risiken innerhalb des Versichertenkollektivs geteilt werden.   

In der anschließenden Podiumsdiskussion stellt Dr. Georg Thurnes (Vorstandsvorsitzender, aba) fest, dass der Prozess des De-Riskings für Arbeitgeber in der bAV in Deutschland bereits in den 1980er Jahren begonnen hat. Allerdings war bis zur Einführung des Sozialpartnermodells der Arbeitgeber immer in gewissem Umfang haftbar. Dr. Rafael Krönung (CEO, AON) weist darauf hin, dass das Sozialpartnermodell nicht nur die Ansparphase, sondern auch die Auszahlungsphase umfasst. So sind im Unterschied zu vielen DC-Systemen in anderen Ländern Einmalzahlungen ausgeschlossen. Beiträge einzusammeln ist relativ einfach, doch daraus eine gute Rente zu machen, ist anspruchsvoll. Eine lebenslange Leistung, die in ihrer Höhe variieren kann, wie sie das Sozialpartnermodell vorsieht, ist eine Neuerung in Deutschland. Dr. van Wijnen betont, dass große Versichertenkollektive für eine kollektiv bessere Absicherung sorgen. Insofern unterstützt er die obligatorische Anbindung an Betriebsrentensysteme, wie es sie in den Niederlanden gibt. Hansjörg Müllerleile (CEO, MetallRente) beschreibt die Ergebnisse der „MetallRente Jugendstudie 2022“, in der seit zwölf Jahren regelmäßig die gleichen Personen befragt werden: Die junge Generation ist ziemlich realistisch, weiß um die Notwendigkeit kapitalgedeckter Altersversorgung und ist sich der Rentenlücke bewusst. Doch die Angst vor Altersarmut hat innerhalb der vergangenen Dekade stark zugenommen. Die meisten jungen Arbeitnehmer brauchen nicht mehr Informationen, sondern v.a. finanzielle Orientierung ("financial orientation“). Diese gibt das Sozialpartnermodell.

Matthias Graulich (Chief Strategy Officer, Eurex) weist darauf hin, dass sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine massiv geändert haben (explodierende Inflation, Zinsanstieg, Störungen der globalen Lieferketten, volatile Märkte). Durch dieses neue Marktumfeld wird Risikomanagement, und damit auch der Einsatz von Derivaten, immer wichtiger. In der Zukunft wird CCP-Clearing, vor allem innerhalb der EU, an Bedeutung gewinnen.

Über das Thema Betriebsrente hinaus bietet Dr. Ledia Lazeri (Regional Adviser for Mental Health, WHO) zunächst einen Überblick über den Effekt der Krisen der vergangenen Jahre auf die psychische Gesundheit von Menschen. Anschließend geht Dr. Lazeri auf Studien zum Thema „psychische Gesundheit“ am Arbeitsplatz“ ein, die die WHO aktuell durchführt.

Dejan Malesic (Senior Manager, Executive, Co-leader of the International Business Unit, Previnet) beschreibt Möglichkeiten, die technische Innovationen für Altersversorgungseinrichtungen bringen. Durch digitale Lösungen, wie sie von Previnet angeboten werden, lässt sich die personalisierte Kommunikation mit Versorgungsanwärtern und -empfängern kosteneffizient gestalten.

Das abschließende Fazit zur Veranstaltung zieht Janwillem Bouma: Um in der Zukunft möglichst allen europäischen Bürgern einen Ruhestand mit einem angemessenen Einkommen zu ermöglichen, müssen Lösungen in allen drei Säulen des Alterssicherungssystems gefunden werden. Gerade in der gegenwärtigen, von Unsicherheiten geprägten Zeit ist ein konstanter Austausch zwischen Regierung, Sozialpartnern, Rententrägern und Aufsicht nötig, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Altersversorgungseinrichtungen müssen möglichst agil sein, um auf die aktuellen Herausforderungen reagieren zu können.

DANK der aba für die PensionsEurope-Konferenz 2023 in Berlin

Die aba dankt ganz herzlich v. a. ihren Mitgliedern Allianz, AON, MetallRente, Metzler und WTW für die Unterstützung. Ein besonderer Dank gilt den Referenten und natürlich PensionsEurope! Wir freuen uns über die zahlreichen Anwesenden und Zugeschalteten und danken ihnen für die Teilnahme. Diese Konferenz hat uns wieder einmal gezeigt: Gemeinsam können wir viel erreichen … für die betriebliche Altersversorgung in Europa!

Die mehrteilige Aufzeichnung der Annual Conference ist auf dem YouTube-Kanal von PensionsEurope abrufbar.