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Rückblick auf die Herbsttagung der Mathematischen Sachverständigen: 70 Jahre und agil wie eh und je!

30.09.2019

Vor 70 Jahren ist die damalige Arbeitsgruppe der Versicherungsmathematischen Sachverständigen Bestandteil der aba geworden. Daraus ist dann später die heutige Fachvereinigung der Mathematischen Sachverständigen entstanden. Dies erschien Stefan Oecking, dem Leiter der Fachvereinigung, im Rahmen der diesjährigen Herbsttagung eine Erwähnung wert, verbunden mit dem Hinweis, dass man aber erst den 75. Geburtstag richtig feiern wolle.

Angesichts der Fülle von Themen und der nicht immer guten Nachrichten, die Gegenstand der Tagung waren, wäre wohl auch keine große Feierlaune aufgekommen. Ernüchternd waren die Ergebnisse, die Dr. Heinke Conrads, Mitglied der Fachvereinigungsleitung, aus einer Arbeitsgruppe berichten konnte: Unternehmen mit Direktzusagen haben seit 2010 etwa 50 Milliarden Steuern auf Scheingewinne gezahlt und bis 2025 werden wohl weitere 52 Milliarden hinzukommen. Die sich stetig weiter öffnende Schere zwischen HGB-Zins und Rechnungszins nach § 6a EStG schlagen hier voll durch. Dies wurde auch im Rahmen einer Presseerklärung der aba aufgegriffen.

Thomas Hagemann widmete sich in seinem Vortrag „Private Altersvorsorge, staatlich organisiert: die Deutschlandrente und andere Konzepte“ der aktuellen Diskussion um ein „Standardprodukt“ zur ergänzenden, kapitalgedeckten Vorsorge. Er zeigte, dass keines der Modelle wirklich überzeugen kann, dass alle erhebliche Lücken und Denkfehler haben. Wirklichen Pepp wird auch PEPP nicht in die Versorgungslandschaft bringen, so die Erkenntnis, die man aus dem Beitrag „Aktueller Sachstand zum Thema PEPP“ von Dr. Michaela Willert ziehen konnte. In seinem „Update zur reinen Beitragszusage“  hielt der aba-Vorsitzende Dr. Georg Thurnes ein flammendes Plädoyer für die reine Beitragszusage und arbeitete Gründe heraus, warum bisher noch kein Sozialpartnermodell an den Start gegangen ist und „wo es klemmt“. Gleichzeitig zeigte er Ansatzpunkte für Nachbesserungen an den Rahmenbedingungen auf.

Die vorgenannten Referenten diskutierten dann lebhaft mit Stefan Oecking, Michael Mostert und dem Publikum die Frage nach der Zukunft der ergänzenden Vorsorge.

„Wie gehen die Schweizer Versorgungswerke mit dem Niedrigzins um?“, dieser Fragestellung widmete sich Dr. Stephan Wildner. In der Schweiz erwarte man positive, niedrige, langfristige Rendite bei steigenden Risiken. Viele Schweizer Pensionskassen seien für diese Herausforderung aber noch nicht ausreichend gewappnet und die Versicherten würden auch nur langsam erkennen, dass auch in der Schweiz die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

„EuGH zum Insolvenzschutz bei Pensionskassen und mögliche Auswirkungen“ stellte Philipp A. Lämpe dar und Christiane Grabinski widmete sich der „Aktuellen FG-Rechtsprechung zur Pensionsfondsübertragung – Was ist der auf den Past Service entfallende Teil der Rückstellung?“. Klaus Stiefermann berichtete über den aktuellen Stand auf dem Weg zur „Säulenübergreifenden Altersvorsorgeinformation“. Richtig technisch wurde es dann am Ende der Tagung. In einem Praxisbericht stellten Birgit Halmos und Dr. Benedikt Sipple den „Spot Rate – Approach im Siemens Konzern vor“ und Andreas Johannleweling widmete sich „Aktuellen Rechnungslegungsthemen aus den entsprechenden Arbeitsgruppen bei IVS und IDW“.

Einige Beiträge werden in Aufsatzform auch in den kommenden Heften der BetrAV aufbereitet und dort nachzulesen sein. Im nächsten Jahr werden die Mathematiker am 24. September 2020 in Frankfurt tagen.